Im Rahmen der Eröffnung der Jahresausstellung des SEEWERK-MUSEUM stellte Hans-Werner Fassbender in einer Uraufführung die Musikperformance TONSCH vor. Geräusche von Alltagsgegenständen, durch Kontaktmikrofone abgenommen, die elektronisch verändert und verstärkt werden, paaren sich mit Klavier- und Gitarrentönen. Sie verschmelzen durch den Einsatz von Loopern zu einer Einheit. So werden Phrasen auf Loopern aufgenommen und nach einer vorgegebenen Zeitspanne wieder abgespielt. Im „Overdub-Verfahren“ werden zusätzliche Spuren zu den Vorhandenen aufgenommen. Es entstehen Endlosschleifen von Tönen und Klängen. Durch die Überlagerung von Tönen und Klangmustern entstehen neue Klangvariationen, wobei das ursprüngliche Instrument zum Teil nicht mehr erkennbar ist. Das Musikstück TONSCH ist keine durchkomponierte Musik. Lediglich die Auswahl der „Instrumente“ und die Zeitspannen der Looper werden im Vorfeld festgelegt. Der Moment des Zufalls ist in der Arbeit mit „Klängen“ und „Geräuschen“ für Hans-Werner Fassbender ein wichtiger Bestandteil. Ebenso ist das wertfreie Geschehen lassen von Ereignissen ein elementares Grundprinzip. Er selbst bezeichnet seine Musik als „unerwartete Musik“ und sich selbst tituliert er gerne augenzwinkernd als „Geräuschemacher“. Fassbender wiederholte im SEEWERK die Aufführung von TONSCH an drei weiteren Tagen. Es entstanden drei unterschiedliche Variationen des Musikstücks. Interessant, dass sich nicht nur die Abfolge der Töne unterschied, sondern auch die Länge der Stücke deutlich differierte. So war die kürzeste Version ca. zwanzig Minuten und die Längste ca. neunzig Minuten lang. Die Konzerte wurden mitgeschnitten. Das Eröffnungskonzert ist jetzt filmisch aufgearbeitet . Bei diesem Film kam es Fassbender darauf an, eine visuelle Umsetzung von Tönen zu erreichen, um somit dem Film eine weitere Ebene zu verleihen. Leonard Ehser